Der Weg bis zum offiziellen Starttermin im Januar 2024 war lang und nicht immer einfach. Im Gegenteil: Dagmar Eiken-Lüchau, gelernte Erzieherin und Mutter von fünf Kindern, arbeitete vor der Geburt ihrer Tochter Mia, die vom Bardet-Biedl-Syndrom betroffen ist, als Projektleiterin in der PR-Branche und als Eventmanagerin in der eigenen Gastro- & Veranstaltungsagentur, die sie mit ihrem Mann betrieb.
Nach der Mias Diagnose änderte sich alles! Für die Familie begann ein neuer, vor allem ungewisser Abschnitt, und die erfahrene, selbstbewusste Mutter stand vor neuen Herausforderungen. Nach einer sorgenvollen Schwangerschaft und einem schwierigen Start für Mia begann die Mutter nicht nur, ihre Erfahrungen in einem Blog zu teilen, sondern vertiefte sich auch intensiv in die Fachliteratur. Sie nahm an verschiedenen Kongressen und Schulungen zu Autismus, der Unterstützten Kommunikation, sowie auch seit ca. 1,5 Jahren zum Thema Bardet-Biedl-Syndrom teil.
Diese Erlebnisse ermöglichen es ihr, Strategien zu entwickeln, um Mia bestmöglich zu unterstützen. Getreu dem Motto: „Wenn du erst den 'Feind' kennst, kannst du selbst entscheiden, ob du gegen ihn kämpfen willst oder ob du dich mit ihm verbünden willst!“, sagt Dagmar Eiken-Lüchau mit einem Lächeln im Gesicht. Durch kontinuierliches Lernen und persönliche Erfahrungen entwickelte sie nicht nur eine umfassende Expertise im Umgang mit ihrer eigenen Situation, sondern auch die Fähigkeit, anderen Eltern als staatlich anerkannte Erzieherin, Kommunikationspädagogin, zertifizierte Autismus-Fachkraft und systemische Beraterin zu helfen.
In zahlreichen ehrenamtlichen Stunden steht Dagmar Eiken-Lüchau Familien, Betroffenen und Einrichtungen beratend zur Seite. Die Unterstützung verzweifelter Eltern nach der Diagnose, das Vermitteln von Verständnis für die Besonderheiten des Autismus und die Förderung und Annahme der neuen Familiensituation sind für Dagmar zentrale Anliegen. Sie setzt sich auch für die Rechte der Kinder ein, hilft beim Ausfüllen von Formularen und vermittelt Kontakte zu Fachleuten.
Durch die mehrjährige Erfahrung, die umfassenden Schulungen und Zusatzqualifikationen entschied sich Dagmar 2017 dafür, nicht mehr ausschließlich ehrenamtlich zu beraten, sondern als Autismus-Familien-Coach tätig zu werden. Diese einzigartige, fachliche Kombination und die Sichtweise als Mutter einer autistischen Tochter ermöglichen es ihr, die Herausforderungen von Eltern in ähnlichen Situationen zu verstehen und mit Freude und Leidenschaft Unterstützung zu bieten.
Mit der Einrichtung ihrer Beratungsstelle und eines gleichzeitigen Co-Working Spaces für soziale Berufsgruppen schuf Eiken-Lüchau nicht nur einen inspirierenden Arbeitsraum, sondern auch einen speziell gestalteten Bereich für therapeutische Aktivitäten, insbesondere mit Kindern.
Dieser soziale Co-Working Space steht ab sofort auch anderen Fachleuten wie Logopäden, Ergotherapeuten, Kinder- und Jugendtherapeuten, Psychologen, Spieltherapeuten, Musiktherapeuten oder anderen Therapeuten, die mit Kindern arbeiten zur Verfügung. Auch Frühförderung, Spielgruppen, Selbsthilfegruppen oder anderen Kleingruppen, sowie Familien mit einem Kind mit besonderen Bedürfnissen, können den Spielraum stundenweise mieten.
Die einzigartigen Räumlichkeiten umfassen einen großen Spielraum mit verschiedenen Bereichen, darunter ein Snoozle-Bereich mit Wasserbett, Rollenspiel-Ecken wie eine Kinderküchen-Ecke und ein XXL-Puppenhaus. Es gibt einen Lese- und Kuschelplatz, eine Sprossenwand, Matten und eine einhängbare Rutsche.
Auch ein Smartboard steht zur Verfügung, um Malen, Internetnutzung oder Fortbildungen zu ermöglichen. Fast alle Möbel können zur Seite geräumt werden, um einen großen Bewegungsraum zu schaffen oder Platz für Fortbildungen bereitzustellen. Alle Räume und Schränke sind mit Metacom-Symbolen ausgestattet, und ein Sitzbereich kann für verschiedene Aktivitäten genutzt werden.
Für vielfältige Aktivitäten stehen reichlich Bastel- und Malutensilien, Sensorik-Spielzeug sowie allgemeine Spielsachen und Kinderbücher zur Verfügung. Abschließbare Schränke können für persönliche Materialien bereitgestellt werden, und eine umfangreiche Sammlung von Fachbüchern steht ebenfalls zur Verfügung.
Der Zugang ist barrierefrei gestaltet, ebenso wie der "Spielraum", der einen barrierefreien kontaktlosen Zugang zum Bad mit einer Rehaliege zum Duschen oder Wickeln bietet.
Neben öffentlichen Bereichen gibt es auch nicht öffentliche Räume, darunter ein Mitarbeiter-Bad und ein Büro, die nach Absprache genutzt werden können.
Zusätzlich gibt es einen privaten Außenbereich mit Spielgeräten, Sandkasten, Spielhäuschen und Rasenflächen, der auf Wunsch genutzt werden kann. Vor dem Gebäude befindet sich ein ausgewiesener barrierefreier PKW-Parkplatz, der einfachen Zugang zur Beratungsstelle bietet.
Interessierte können über die Website: https://www.autismus-familien-coach.com Kontakt aufnehmen.
Doch das sind immer noch nicht alle Projekte dieser Frau, die scheinbar unaufhaltsam ist. Sie engagiert sich als Referentin und bietet Vorträge zu verschiedenen Themen an. Ihr Repertoire umfasst interaktive Vorträge für Kinder, persönlich ausgerichtete Vorträge für Angehörige sowie Therapeuten und Betreuer, und fachlich fundierte Vorträge für Politik und Wirtschaft.
Zusätzlich zu ihren beruflichen Aktivitäten engagiert sich die 52-Jährige ehrenamtlich als Gründerin der Autismus-Selbsthilfegruppe AUTogen Meppen, als Elternratsvorsitzende der Tagesbildungsstätte JMS und im Stadtrat der Stadt Meppen. Ihr liegt besonders am Herzen, die Interessen und Anliegen von Familien und deren Kindern mit besonderen Bedürfnissen zu vertreten.
Darüber hinaus hat Dagmar Eiken-Lüchau ihre Erfahrungen genutzt, um das Kinderbuch "Mia - meine ganz besondere Freundin" zu schreiben. Das Buch soll anderen Kindern helfen, das Thema „Anderssein“ besser zu verstehen. Zum Zeitpunkt des Kindergartenstarts von Mia gab es kein Buch, das das Thema Autismus für kleine Kinder im Kindergartenalter ausreichend erklärt hätte, erzählt die Autorin.
Entschlossen, dem Motto folgend, dass es keine Lösung für ihr Problem gibt, außer selbst eine zu finden, setzte sich Eiken-Lüchau an den PC und begann zu schreiben. Das Ergebnis ist dieses beeindruckende Buch, das inzwischen in der dritten Auflage erschienen ist.
Dagmar und ihr Ehemann Holger sind Visionäre und haben bereits ein weiteres, dieses Mal sehr umfangreiches Projekt gestartet. Ihr neues Vorhaben in Italien steht beispielhaft für ihre Hingabe, inklusive und unterstützende Umgebungen zu schaffen, die die Lebensqualität von Familien mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen verbessern sollen.
Der Urlaub mit Mia gestaltete sich nicht immer einfach, da die Familie kein Feriendomizil fand, das speziell auf die Bedürfnisse von Kindern mit geistigen Einschränkungen zugeschnitten war. Aus diesem Grund planen sie nun selbst, zusammen mit einem Sozialinvestor, eine größere Investition in Italien. Geplant ist südlich des norditalienischen Gardasees ein Ferienhof für Familien mit besonderen Bedürfnissen (Autismus, geistige Behinderung etc.), wie auch eine Beschäftigungsinitiative für italienische Menschen mit Behinderung aus der Region.
Es gibt also viel zu tun, und es wird unglaublich spannend sein, diese Familie auf ihrem ganz persönlichen Weg zu begleiten!